See düngen?

Auf der Konferenz der Bodensee-Berufsfischer wurden kürzlich die sinkenden Fangerträge beklagt. Schuld daran sei vor allem der niedrige Nährstoffgehalt des Sees, und man müsse endlich wieder höhere Phosphatgehalte zulassen, wurde dort gefordert.

Die Diagnose ist sicher nicht falsch, aber man muss hier das größere Bild sehen:
Was als dramatischer Abwärtstrend wahrgenommen wird, ist nur ein Teil einer größeren Entwicklung: Schließlich ist der Nährstoffgehalt im See seit den 1950ern stark angestiegen, und damit auch der Fischertrag gewachsen. Nur mit großen Anstrengungen und hohen Investitionen gelang es, die Zuläufe sauber zu bekommen, und den Nährstoffgehalt wieder fast auf das natürliche Niveau zu senken.

Die Grafik zeigt den Zusammenhang des Phytoplankton mit dem Phosphatgehalt ganz deutlich:
bodensee-phosphat-phytoplankton
Quelle:  „Der Bodensee„, Bericht der IGKB

Das Phytoplankton ist die wichtigste Nahrungsgrundlage für viele Fischarten. Die Entwicklung spiegelt sich daher deutlich in den Fischbeständen und Fangergebnissen wieder, wie hier in der Darstellung der IBKF (Erträge der Berufsfischer am Obersee 1910 – 2011):Fischertraege_obersee_1910-2011

Auch wenn jetzt nur eine „maßvolle Erhöhung“ gefordert wurde und das dann „Phosphatmanagement“ und nicht „Seedüngung“ heißen soll, wäre es wohl ein Schildbürgerstreich, die mühsam errungenen Erfolge in der Gewässerreinhaltung kurzfristig wieder umzudrehen.Schließlich gibt es von der Trinkwassernutzung über den Tourismus bis zur natürlichen Artenvielfalt auch großes Interesse an einem sauberen See.

Bei allem Verständnis für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten: Hier nur ein einzelens Interesse zu sehen, würde – wie so oft – total in die Sackgasse führen.

Kommentar verfassen