Im Zweifelsfall schießen?

Hervorgehoben

Manchmal kann’s schnell gehen: Gestern vormittag wurde in den Medien berichtet, dass ein Tier, sehr wahrscheinlich ein Wolf, in der Nacht in Bludenz gefilmt wurde. Gestern am frühen Nachmittag verkündeten Vertreter der Landesregierung, dass dieses Tier geschossen werden müsse, gestern im Lauf des Tages hat die BH Bludenz eine Ausnahmebewilligung erlassen und heute morgen veröffentlicht.

Bleibt nur die Frage, ob diese schnelle Entscheidung auch korrekt ist: Weiterlesen

Zu viele Rechte für Umweltschützer?

Gestern lasen wir in den Medien, dass die Wirtschaftskammer eine kleine Novelle des Naturschutzgesetzes heftig kritisierte. Damit sollen Umweltorganisationen die Möglichkeit bekommen, in bestimmten Fällen einen Bescheid auch anzufechten, wenn sie nicht vorher schon am Verfahren beteiligt waren (Entwurf, Erläuterungen und Stellungnahmen).
Die WKV meinte dazu, dass sie „jede Ausweitung der Rechte von Umweltorganisationen sehr kritisch sehen und somit auch klar ablehnen“, ihr Präsident sah gar die Gefahr, dass Europa und Vorarlberg „zu einem ökologischen Riesen und zu einem ökonomischen Zwerg“ werden könnten. Weiterlesen

Heliskiing? Nein danke

Alle paar Jahre wieder … eine Hubschrauberfirma stellt einen Antrag auf Genehmigung von „Außenlandungen für touristische Zwecke“. Der Naturschutz lehnt solche Flüge strikt ab, das Land genehmigt – wie auch 2016, 2011 und in den Jahren davor.

Österreichweit werden solche Flüge außer in Lech nirgends genehmigt, auch in Deutschland und Südtirol sind sie nicht erlaubt, und das mit gutem Grund: Ungestörte Ruhezonen sind in einem kleinen Land wie Vorarlberg ohnehin schon sehr selten und werden immer kleiner. Und gerade im Winter wirken sich Störungen fatal auf Wildtiere aus, weil jede Flucht sie viel Energie kostet, und im Winter die Reserven sehr knapp sind.

Brief der UmweltorganisationenNeun Vorarlberger Naturschutzorganisationen und die Naturschutzanwaltschaft haben in einem offenen Brief an die Landesregierung wieder auf diese Probleme hingewiesen.

Auch darauf, dass seit den letzten Bewilligungen das Bewusssein für den Klimaschutz auch im Land sehr zugenommen hat. So hat der Landtag den Klimanotstand ausgerufen und die Landesregierung in ihrem Arbeitsprogramm den Klimaschutz als eines der wichtigsten Themen aufgenommen.  Laut diesem Programm will Vorarlberg gar „Vorbild für andere Regionen sein und eine Spitzenposition in Österreich und Europa einnehmen“. Da passt es wohl nicht ganz dazu, dass ausgerechnet hier die klimaschädlichste Fortbewegung für einige wenige bewilligt wird.

Sonne und Schnee

Schneekanonen-Test in Obergurgl

Testbetrieb in Obergurgl. Foto: „Elsa“ @Instagram

Die letzten Wochen haben uns einen strahlend schönen Oktober beschert, mit sommerlich angenehmen Temperaturen in der Sonne. In den Bergen genießen Wanderer die milden Temperaturen … zugleich werden schon die Schneekanonen in Stellung gebracht.
In Zürs ist einigen Wanderern aufgefallen, dass dort im schönsten Sonnenschein alle Schneekanonen liefen. Nach Angaben der Betreiber wird derzeit nur getestet, es gibt aber einen Bescheid, der prinzipiell die Depotbeschneiung schon erlauben würde. Die Richtlinie der Vorarlberger Landesregierung legt zwar prinzipiell den 1. November als Beschneiungstermin fest, unter bestimmten Fällen können aber Ausnahmen ab dem 1. Oktober bewilligt werden. Solche Ausnahmebewilligungen haben mittlerweile fast alle großen Schigebiete im Land. Man möchte ja nichts verpassen, falls es einmal früh kalt wird – bleibt nur die Frage, wie man den Touristen Sommer- und Winterzauber zugleich verkaufen kann. Denn die Schneekanonen sind nun einmal unübersehbar und laut, und die künstlichen weißen Haufen machen in der grünen Landschaft ein seltsames Bild.

beschneite Piste in Kitzbühel am 12. Oktober.

Resterhöhe am 12. Oktober.
Foto: Michael Mingler @Instagram

Andernorts macht man schon ernst: Berichten zufolge soll in Salzburg die Schisaison am 13. Oktober beginnen. Und aus dem Schigebiet Kitzbühel wurden in den letzten Tagen drastische Bilder bekannt, von Pisten, die offenbar mit Altschnee vom Vorjahr angelegt wurden.
„Snowfarming“ nennt man das auf Neudeutsch. Dabei wird der Schnee vom Vorjahr, der in Depots bewahrt wurde, mit Pistenraupen auf der Fläche verteilt. Ob der ökologische Fußabdruck eines solchen „Recyclingschnees“ tatsächlich „nahe am Neuschnee“ liegt, wie der Chef der Kitzbühler Bergbahnen meint, kann man allerdings bezweifeln … Denn zunächst ist das überwiegend Kunstschnee, der mit Strom erzeugt wird, die schweren Geräte fahren nicht mit Luft, und die Folien und Vliese, mit denen die Schneehaufen bedeckt werden, müssen auch erst erzeugt werden, und sehen in der Landschaft absolut unattraktiv aus.

Eine sehr anschauliche Sammlung von Bildern diverser Praktiken gibt es auch unter „elsa_kann_nicht_schlafen“ auf Instagram, zum Beispiel die Schneewolken oben oder dieses Bild von der Axamer Lizum:Speicherteich im Bau auf der Axamer Lizum

Öffentliche Selbstkritik

Es lässt sich nicht leugnen: Dieser Blog ist nicht aktuell.
Oder war es nicht – bis jetzt gerade.

Das ist schlecht. Wir wissen das und sind zerknirscht. Denn Menschen besuchen ja unsere Seite. Was sie suchen, wissen wir nicht so genau. Falls es allgemeine, grundsätzliche Informationen sind, ältere Meldungen oder das wöchentliche Rundschreiben sind sie möglicherweise zufrieden mit dem, was sie hier finden. Falls sie auf der Suche nach frischen Neuigkeiten sind, werden sie ziemlich sicher enttäuscht, zumindest in den letzten Monaten.

Unsere Rechtfertigung ist die: Wir sind ein kleines Team mit 2,5 Stellen. Wir haben viele Aufgaben, und gerade im Frühjahr herrscht Hochbetrieb. Im Zweifelsfall hat die Pflicht natürlich Vorrang vor der Kür. Und manchmal vergessen wir einfach, dass man auch noch was für die Website schreiben könnte.

Bei „heißen“ Themen, die öffentlich diskutiert werden, kommt dazu, dass wir oft gar keine genaueren Informationen haben, wenn eine Debatte gerade hochkocht. Und wir nehmen uns dann heraus, lieber nichts zu sagen, als irgendwas Nichtssagendes. Oder gar etwas Falsches. Gerade komplexere Beiträge brauchen auch viel Zeit für Recherche und Aufarbeitung. Und die fehlt eben oft gerade in solchen Situationen.

Aber wir werden versuchen, uns zu bessern. Ein kurzer Kommentar, ein interessanter Link oder auch einmal einfach ein schönes Bild aus dem Gelände sind ja schnell gepostet und vielleicht auch interessant. Dazu sind wir für Feedback dankbar – es darf gerne auch kritisch sein, und wir haben ja bewusst die Kommentarfunktion zu den Beiträgen hier aktiviert.

Also sollte es hier wieder interessanter werden. Im Sommer hat man ja theoretisch mehr Zeit, und mit dieser Hitze kommen wir auch irgendwie klar.
Fix versprechen können wir nichts. Aber wir werden uns bemühen.

Steckt Rhesi fest?

Seit Jahren wird an einem Hochwasserschutzprojekt für den Alpenrhein gearbeitet, das unter dem Namen „Rhesi“ bekannt ist. Nachdem sich die Planungen ohnehin schon sehr in die Länge gezogen haben, scheinen sie nun ganz festzustecken, weil es in Koblach Widerstand gegen die geplante Aufweitung an der Frutzmündung gibt.

Dabei geht es um eine Fläche zwischen Ehbach, Frutz und Rhein, die derzeit großteils landwirtschaftlich genutzt wird, und nach den Rhesi-Plänen als naturnahe Gewässerfläche ausgebildet werden soll. Diese Flächen sind teilweise öffentliches Wassergut und teilweise im Besitz der Gemeinde Koblach. Letztere sind „Gemeindegut“, das heißt, sie müssen von der Gemeinde alteingesessenen Nutzungsberechtigten zur Verfügung gestellt werden. Derzeit gibt es ca. 520 Nutzungsberechtigte, und von denen haben sich 90 gegen eine Zustimmung zu diesem Vorhaben ausgesprochen (in einer Vollversammlung in der laut Medienberichten 122 Stimmberechtigte anwesend waren). Weiterlesen

Aufrüstungswelle mit Schneekanonen und Schneilanzen

simo7Geplant ist in der Silvretta Nova die Erweiterung der Schneeerzeugungsanlage mit zusätzlich 173 Schneekanonen und 20 Schneilanzen. Zum jetzigen Stand sind 45 ha Beschneiungsfläche für die Silvretta Nova bewilligt, beschneit werden aber bereits seit Jahren 70 ha. Nun soll die Beschneiungsfläche auf insgesamt 115 ha bewilligt werden. Die Erweiterung der Schneeerzeugungsanlage soll eine möglichst schnelle und effiziente Grundbeschneiung der Pisten ermöglichen, ab 1. Oktober sollen die Schneigeräte bereits laufen und die Schneedepots füllen.

Für die gesamte Beschneiungsanlage sind jährlich ca. 430.000 m3 Wasser notwendig, zusätzlich wird in naher Zukunft auch noch ein Antrag für einen neuen Speichersee mit einem Fassungsvermögen von 300.000 m3 Wasser gestellt. Das Projekt ist mit Kosten von 9 Millionen Euro verbunden.

Schneiteich Gaisbühel - Baustelle

Baustelle für den Schneiteich Gaisbühel in Mittelberg

Gebaut und geplant wird überall: In Schröcken und im Kleinen Walsertal sind große Speicherteiche im Bau, im „Auenfeld“ wird nächste Woche eine neue Schneeanlage verhandelt …. Ständig werden von der Behörde Anlagenerweiterungen und Neuanlagen zu Beschneiungszwecken bewilligt und mit dem öffentlichen Interesse argumentiert.

Vor dem Hintergrund, dass die globale Erwärmung fortschreitet, kann die Aufrüstungswelle mit Schneekanonen als geradezu absurd bezeichnet werden. Um „Schneesicherheit“ für unsere Tourismusgäste zu garantieren, werden gravierende ökologische Folgen (Geländeeingriffe, Änderungen des Wasserhaushaltes, Lärm, Wasserentnahmen aus Flüssen und Bächen, spätere Ausaperung, Schäden an der Vegetation und viele mehr…)  in Kauf genommen und Investitionen getätigt, diese große Abhängigkeiten mit sich bringen. Um diese Anlagen wirtschaftlich zu betreiben sind weitere Pistenbaumaßnahmen sowie Ausbau der Liftkapazitäten notwendig. Ein niemals endender Teufelskreis.

Gerade im sensiblen Alpenraum ist die Besinnung auf dauerhafte Tourismuskonzepte, welche die Schönheit unserer Landschaft  erhalten, das einzige Erfolgsmittel.

Streuwiesen als Bauflächen?

Verbauung von ökologisch wertvollen Flächen kommt in Vorarlberg leider immer wieder vor. Das kann momentan in Koblach im „Kobelmahd“ beobachtet werden. Hier wurden Feuchtgebiete in Bauflächen gewidmet. Die Bauarbeiten für mehrere Wohnhäuser sind bereits im Gange. Dies zeigt uns abermals deutlich, dass auch geschützten, ökologisch wertvollen Flächen eine Überbauung droht.

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Aktuelle Bauarbeiten im Kobelmahd

Teile des Kobelmahdes in Koblach sind durch den §25 (2) im Gesetz über Naturschutz und Landschaftsentwicklung (GNL), aber nicht durch die Streuwiesenverordnung geschützt, jegliche Veränderungen bedürften einer Bewilligung. In der jüngeren Vergangenheit wurden Erdarbeiten und Aufschüttungen im Bereich „Kobelmahd“ getätigt, durch die die ökologische Wertigkeit dieser Flächen stark gelitten hat.

Die Bebauung des Gebietes „Kobelmahd“ wird von Seiten des Naturschutzes stark in Frage gestellt. Die Umwidmung des „Kobelmahdes“ ist ungünstig und aus meiner Sicht eine Fehlentscheidung. Hier wurden ökologisch wertvolle Flächen geopfert, um Bauflächen zu schaffen. Weiterlesen

Energie: Alles Verhandlungssache?

Ginnick_windrad-hochGestern war zu lesen, dass die Grünen sich grundsätzlich für die Windkraft aussprächen. Das Potential der Erneuerbaren müsse genutzt werden, und man dürfe nicht die Reduktion des Energieverbrauchs gegen die erneuerbaren Energien ausspielen.
So weit, so gut. Natürlich ist „erneuerbar“ besser als „fossil“ oder „nuklear“, das hat inzwischen doch (fast) jeder kapiert. Aber: Man darf auch die Energieautonomie nicht gegen Natur- und Landschaftsschutz ausspielen.

Stausee_2Denn es gibt nun einmal keine Energie zum echten Nulltarif. Wind- und Wasserkraftwerke haben – wie alles, was gebaut wird – Auswirkungen auf die Natur, und die darf man weder totschweigen noch mit dem Killerargument „Energieautonomie“ und  „ihr wollt doch auch keine Atomkraftwerke“ einfach vom Tisch wischen.

Bei der jetztigen Debatte um die Windanlage am Pfänder habe ich das Gefühl, dass es um eine Glaubensfrage geht, wo man sich grundsätzlich für oder gegen die Windkraft bekennen sollte. Ich will aber gar kein Glaubensbekenntnis ablegen, ich meine, welche Umweltauswirkungen sowas hat, kann man nur am konkreten Projekt in der konkreten Situation prüfen. Das muss sachkundig und kritisch geprüft werden, und erst dann kann man beurteilen, ob die Auswirkungen, z. B. auf die Vögel oder auf das Landschaftsbild noch vertetbar sind.

Denn ob ein Vorhaben umweltverträglich ist, kann man nicht theoretisch am grünen Tisch entscheiden, und schon gar nicht in politischen Gremien oder mit Volksabstimmungen.

Sture Neinsager und Verhinderer?

road-closedErwartungsgemäß sind nach nach unserer gestrigen Beschwerde im UVP-Verfahren zum Hochwasserschutz Ill Stimmen laut geworden, die das nicht gut finden. Wider Erwarten waren das aber ganz wenige, konkret habe ich von zweien gehört.

Eine große Mehrheit hat offenbar verstanden, worum es uns geht, auch die Idee, dass Retention und Renaturierung der beste Hochwasserschutz sind, hat sich schon weit herumgesprochen. Und – ehrlich – ich wüsste nicht, wie ich unsere Position noch verständlicher formulieren sollte. Wenn man/frau etwa meinen letzten Beitrag ganz langsam liest, ist es wirklich schwer, da „Verhindern um jeden Preis“ und „ständiges Neinsagen“ herauszulesen.

Dieter Egger von der FPÖ hat sich dazu mit einer Presseaussendung gemeldet und unsere „Blockadepolitik“ kritisiert. Nun steht es natürlich jedem zu, eine Meinung zu unserer Arbeit zu äußern, auch wenn er nicht so genau weiß, was läuft. Ich habe auch nicht vor, mich über jede einzelne Meldung dieser Art aufzuregen.
Eines ist aber interessant: Weiterlesen