Steckt Rhesi fest?

Seit Jahren wird an einem Hochwasserschutzprojekt für den Alpenrhein gearbeitet, das unter dem Namen „Rhesi“ bekannt ist. Nachdem sich die Planungen ohnehin schon sehr in die Länge gezogen haben, scheinen sie nun ganz festzustecken, weil es in Koblach Widerstand gegen die geplante Aufweitung an der Frutzmündung gibt.

Dabei geht es um eine Fläche zwischen Ehbach, Frutz und Rhein, die derzeit großteils landwirtschaftlich genutzt wird, und nach den Rhesi-Plänen als naturnahe Gewässerfläche ausgebildet werden soll. Diese Flächen sind teilweise öffentliches Wassergut und teilweise im Besitz der Gemeinde Koblach. Letztere sind „Gemeindegut“, das heißt, sie müssen von der Gemeinde alteingesessenen Nutzungsberechtigten zur Verfügung gestellt werden. Derzeit gibt es ca. 520 Nutzungsberechtigte, und von denen haben sich 90 gegen eine Zustimmung zu diesem Vorhaben ausgesprochen (in einer Vollversammlung in der laut Medienberichten 122 Stimmberechtigte anwesend waren).

Äcker am Ehbach

Die umstrittenen Flächen zwischen Rhein und Ehbach

Wir haben immer noch Schwierigkeiten, diesen massiven Widerstand zu verstehen (Presseaussendung vom 7. 2.). Dass Landwirte keine Ackerflächen verlieren wollen ist  noch völlig verständlich. Das Projekt wurde aber bereits so umgeplant, dass die landwirtschaftlichen Flächen im genau gleichen Umfang außerhalb des neuen Damms neuangelegt würden. Eine ganze Liste mit anderen Forderungen der Gemeinde und der Nutzungsberechtigten haben die Rhesi-Planer laut  dieser Broschüre ebenfalls fast vollständig erfüllt (und die verbleibenden können teilweise einfach wegen der fehlenden Zuständigkeit nicht umgesetzt werden).
Also geht es jetzt nur noch ums Prinzip?
Das Problem daran ist halt, dass es nicht nur ums Rechthaben geht, und das Ganze auch kein Hobbyprojekt ist, sondern der Schutz von 300.000 Menschen im Rheintal daran hängt.

Unverständlich ist mir auch die Aussage des Landeshauptmanns, dass jetzt eine „Maximalvariante“ auf dem Tisch liege, die man redimensionieren müsse. Überlegungen zur „maximalen Renaturierung“ hat es vielleicht ganz am Anfang gegeben, die Planungen wurden in den letzten Jahren aber immer wieder mit den diversen Interessensgruppen diskutiert und angepasst. Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist ein Kompromiss, bei dem gerade die Renaturierungsflächen immer wieder verkleinert wurden. Übrig blieb fast nur der wichtigste Baustein, eben die Aufweitung der Frutzmündung. Und der muss auch bleiben, wenn man von einer positiven ökologischen Bilanz sprechen will.

Inzwischen haben sich auch viele Koblacher zu Wort gemeldet, die die Aufweitung befürworten und festhalten wollen, dass die 90 Nutzungsberechtigten nicht für alle 3800 Koblacher sprechen. Einige Rhesi-Unterstützer haben jetzt eine Petition gestartet, die man hier online unterzeichnen kann. Das können wir nur unterstützen – schließlich ist dieses Projekt eine große Chance für Verbesserungen bei Sicherheit, Natur und Naherholung.

3 Gedanken zu „Steckt Rhesi fest?

  1. Sehr geehrter Herr Wittwer
    Es werden sich nach Umsetzung von Rhesi auf den Dämmen sicher wieder artenreiche Pflanzengesellschaften einstellen, wie es sich auf den jetzigen Dämmen – ebenfalls von Menschenhand geschaffene Lebensräume – entwickelt hat. Bzgl der angesprochenen Orchideenart wird alles unternommen werden, diese auf den neu entstehenden Lebensräumen zu etablieren. Übrigens zeigt das Beispiel der Ehbachdämme, wie wertvoll die neuen Dämme nach Bauumsetzung von Rhesi als Lebensräume für seltene Pflanzen sein können, im ansonsten intensivst genutzten Talraum des Rheintals.
    Freundliche Grüsse
    Mathias Speckle
    Österr. Rheinbauleiter

  2. Pingback: URL

  3. Artenvielfalt am Ehbachdamm in Koblach
    Die Rheindämme müssen verstärkt werden, daran führt kein Weg vorbei. Die sich in 100 Jahren angesiedelte artenreiche Flora und Fauna wird aber negativ beeinflusst werden. Das ist der einzugehende Preis für die HW-Sicherheit des Rheintals. Aber ein letzter Rest vorhandener und geschützter Vielfalt kann als Genpool erhalten werden für die Wiederausbreitung ohne das Projekt, wie es Koblach vorgeworfen wird, zu verhindern.
    Es sollte daher endlich begriffen werden, dass die Einebnung des Ehbachdammes, wie im derzeitigen Plan für RHESI vorgesehen, die letzten Relikte geschützter Orchideen vernichten wird.

Kommentar verfassen